Farbe: intensives Goldgelb
Nase: Der 2017er Grand Cru Rangen de Thann Clos Saint Urbain öffnet sich mit Noten von Schießpulver, Rauch und Stein. Er wirkt noch ganz zurückgenommen und mit seiner eigenen Entwicklung beschäftigt. Er verlässt gerade erst das reduktive Stadium und benötigt daher noch etwas Zeit. Bei den Humbrechts wird er nicht vor 2022 geöffnet werden. Mit viel Luft
mischen sich Rauch und nasser Stein mit ebenfalls noch kühler, aber reifer Frucht und einigen würzig medizinischen Noten, fast so, als wäre etwas Jod mit im Spiel.
Mund: Am Gaumen ist seine Größe direkt zu erahnen, auch wenn die ganze Tiefe und Kraft gleichsam noch hinter einer Dunstglocke hängt. Dafür aber ist schon vieles präsent und klar, die floralen Noten beispielsweise, die man zuerst am Gaumen erhascht. Diese Blüten wirken zunächst wie frisch gepflückt. Später aber, wenn der Wein über die Zunge wandert, wirken sie immer mehr wie bei einem Aufguss, ergänzt durch Würze, salzigen Stein, ein helles Fruchtkonzentrat und eine zweifellos vorhandene Tanninstruktur. Die Säure ist vom ersten Moment an präsent und zieht den Riesling mit sich. Nun offenbart sich die pure Kraft, die grenzenlos scheinende Energie, dieses Pendeln zwischen Himmel und Erde, die tiefe Verwurzelung im vulkanischen Gestein und das Streben zum Himmel. Das mag religiös klingen, aber so empfinden wir es. Der Wein ist erhaben, pur, schwebend, zeitlos und unglaublich klar sowie transparent. Das ist schon heute ein großer Riesling, aber einer mit größtem Potential für die Zukunft.
Verkostungsnotiz von Christoph Raffelt vom 18.03.2019