Farbe: Tiefes Rubinrot mit violetten Reflexen
Nase: Schon in der Nase findet sich das Thema dieses Weines: die Balance
zwischen Kühle und Wärme oder anders ausgedrückt: ein frischer kühler
und steiniger Aspekt in der ansonsten voll ausgereiften, dunklen Frucht des
Carignan 1903. Die Frucht von Johannisbeeren, Heidelbeeren und
Kirschen aber macht mit zunehmender Luft auch anderen Noten Platz:
Man findet Leder, Tabak, Rauch und Garigue, Minze und etwas dunkle
Schokolade. Mit noch mehr Luft erscheinen dann kandierte Feigen und
Pflaumen.
Gaumen: Man sollte diesen Wein von mehr als hundert Jahre alten Reben, deren
wenige kleine noch verbliebene Trauben einen konzentrierten Saft
entstehen lassen, unbedingt karaffieren und ins Burgunderglas gießen.
Erst mit ausreichend Luft entsteht das faszinierende Zusammenspiel aus
einer reifen Frucht von Brombeeren und Cassis, Walderdbeeren und
Kirschen, den vielen Gewürz- und Kräuternoten, die man allesamt in der
Landschaft des Roussillon wiederfinden kann sowie der kühlen Steinigkeit,
einem Hauch von Eisen und der Mineralität, die alte Reben hervorbringen
können. Dieser Wein ist nicht etwa beeindruckend in seiner Opulenz,
sondern vielmehr in seiner mineralisch lebendigen, kühlen, steinigen und
kräuterbetonten Art, bei der das feine Tannin mit der saftigen Frucht bis ins
lange Finale hinein harmoniert. Das ist Carignan mit seltener Finesse und
perfekt gereiften Gerbstoffen, taktil elegant mit leichter Extraktsüße und
feinster Körnung. Meiner Meinung nach erzeugt Marjorie Gallet die
burgundischsten Weine des Roussillons und mit dem 1903 einen der
schönsten Carignans, die ich kenne.
Verkostungsnotiz von Christoph Raffelt vom 21.12.2023, Copyright Christoph Raffelt