Farbe: leuchtendes Strohgelb
Nase: So begeistert man von den drei anderen Lagen-Chablis des Hauses Béru
auch sein mag, der Clos de Béru schafft es immer, die Begeisterung noch
zu steigern. Die Nase ist in ihrer Finesse und Dichte einfach spektakulär.
Es ist eine fantastische Mischung aus grünen, gelben, orangefarbenen und
sogar roten Facetten, die von Mirabellen, Limetten und Stachelbeeren über
Cedrat-Zitronen, Bergamotten, Mandarinen, Orangen, Aprikosen und
Quitten bis zu einzelnen Roten Johannisbeeren reichen. Und das ist nur
der Frucht-Aspekt. Natürlich gibt es auch Kräuter wie Minze und grüne
Mandeln, auch zerstoßenen Kalk, Jod, Rauch und einhüllende Noten von
Brioche und Lemoncurd. Dazu kommt die ganz leichte typische
Béru-Oxidation, die etwas Mürbes in das Ganze bringt. Das ist
faszinierend, vor allem wenn man den Wein in eine große Karaffe
geschüttet hat und ihn bei der Entwicklung begleitet.
Gaumen: Am Gaumen erwartet einen vom ersten Moment an ein Chablis mit der
perfekten Säurestruktur. Sie ist an der Gaumenspitze präsent und paart
sich mit einer eleganten, aber doch elektrisierenden Mineralität. Dann
verästelt sie sich in der komplexen Fruchtfülle, bleibt dabei präsent und
trotz der Verästelung irgendwie linear. Dann zieht sie sich in ein kaum
enden wollendes Finale. Und auf dem Weg dorthin passiert viel: Da ist
diese Reife von Aprikosen, Pfirsichen, Quitten und Kumquats, da ist diese
Cremigkeit vom langen Hefelager, da ist das Straffe von Limetten, Zitronen
und Grapefruits mit der pikanten Herbheit der Schalen, da ist das Salz, das
mundwässernd wirkt, da ist diese feine Note von weißem Pfeffer und das
Jodige von Austernwasser. All das wird von der Säure durchzogen und
zusammengeführt zu einem großen Ganzen. Ist das eine zu
überschwängliche Eloge für den Clos de Béru? Es ist halt ein
begeisternder Chablis - zwar ohne Cru-Klassifikation, aber definitiv auf
Grand-Cru-Niveau.
Verkostungsnotiz von Christoph Raffelt vom 04.04.2023, Copyright Christoph Raffelt